Andrij Melnyk

Wappen OUN-M

* 12. Dezember 1890 in Wolja Jakubowa, Bezirk Lemberg, Österreich-Ungarn

† 1. November 1964 in Clervaux 

 

ukrainischer Offizier und Politiker

Er führte seit 1938 als Vorsitzender die 1929 in Wien von ihm mitgegründete Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN)

 

 1912 - 1914 studierte er an der Hochschule für Bodenkultur in Wien

während des Ersten Weltkrieges diente er als Offizier in der österreichisch-ungarischen Armee als Freiwilliger der Ukrainischen Legion, wo er eine Kompanie führte

geriet 1916 in russische Kriegsgefangenschaft

1917 gelang ihm mit einer Gruppe galizischstämmiger Offiziere die Flucht aus dem Gefangenenlager bei Zarizyn. Der Gruppe gehörte u.a. Jewhen Konowalez an.

In Kiew stellten sie die „Sitsch-Schützen“ auf 

ab 1919 leitete Melnyk als Stabschef die Armee der West-Ukrainischen Volksrepublik

Während des sowjetischen - ukrainischen Krieges unterstützte Melnyk Symon Petljura und wurde in den Rang eines Oberst in der Armee der Ukrainischen Volksrepublik befördert.

Als Militärattaché wirkte er von 1920 bis 1921 in Prag und Wien

 

Zwischen 1924 und 1928  wurde er wegen terroristischen Aktivitäten von der polnischen Regierung inhaftiert

1929 gründete er zusammen mit Konowalez und einigen anderen die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN)

Während der 1930er Jahre war seine politische Karriere ruhiger als die seiner Kollegen. Er zog sich im Grunde aus der Politik zurück und verzichtete auf terroristische Aktivitäten. Er arbeitete als Ingenieur und als Walddirektor auf den großen Ländereien des Metropoliten der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Andrej Scheptyzkyj

 

Nach der Ermordung des OUN Führer Konowalez 1938 konnte die Führer der OUN Führung im Ausland keinen Führer aus ihrer Mitte wählen und baten daher  1939 Melnyk, der neue Führer der OUN zu werden

Er wurde von den Führern zum Teil wegen seiner moderater und pragmatischen Führung und von dem Wunsch, die angespannten Beziehungen mit der katholischen Kirche zu reparieren gewählt

 

1940 spaltete sich der in der Ukraine ansässige radikale Flügel der OUN unter Stepan Bandera von Melnyks OUN im Exil ab

Nach 1938 wurde Melnyk angeblich von der deutschen Abwehr angeworben und er erklärte nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion seine eigene unabhängige ukrainische Regierung in Rivne,

Er stand dabei im Wettbewerb mit den Unterstützern Banderas um den Einfluss in der Westukraine

Zunächst genossen Melnyks konservative und moderate Anhängern Unterstützung gegen die radikalen Anhänger Banderas sowohl von der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche als auch den deutschen Militärbehörden.

Allerdings war seine Position widersprüchlich. Ein konservativer Katholik, der den persönlichen Ehrenkodex des Offiziers pflegte, im Widerspruch zu Aspekten der Ideologie seiner eigenen Organisation. Seine Abneigung, Dominanz zu zeigen und sich in einem rücksichtslosen Streben nach Macht zu behaupten, benachteiligte ihn gegen seine jüngeren und gewalttätigeren Rivalen des Bandera - Lagers. Viele enge Anhänger Melnyks wurden von Banderas Ukrainischer Aufständischen Armee (UPA) zwischen 1941 und 1944 getötet und die Bandera Bewegung begann das ukrainische nationalistische politische Milieu im Großteil der westlichen Ukraine vollständig zu beherrschen.

 

1944 wurde Melnyk kurz von der Gestapo während einer Razzia gegen die ukrainische Unabhängigkeitsbewegung inhaftiert

 

Nach dem Krieg entkam Melnyk  in den Westen und lebte in Luxemburg, der Bundesrepublik Deutschland und Kanada.

Er blieb politisch aktiv und leitete eine Reihe von ukrainischen Emigrantenorganisationen.

Er starb in Clervaux, Luxemburg, im Alter von 73.