Stepan Bandera
* 1. Januar 1909 Stary Uhryniw, etwa 80 Kilometer südlich von Lwiw
+ 15. Oktober 1959 München, Kreittmayrstr. 7
Führer der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und Symbolfigur des langen und blutigen Kampfes für eine unabhängige Ukraine
Sohn eines griechisch-katholischen Priesters
aufgewachsen im Teil Ostgaliziens, das nach Ende des Ersten Weltkrieges für kurze Zeit Teil der unabhängigen westukrainischen Volksrepublik war und das dann nach kurzer Vereinigung mit der Ukrainischen Volksrepublik im Osten infolge des ukrainisch/sowjetisch-polnischen Krieges ans neugeschaffene Polen fiel
Von Kindesbeinen an in ukrainisch-nationalistischen Jugendorganisationen: as Denken war geprägt vom Verlust der Unabhängigkeit und der minderheitenfeindlichen Politik der Polen
Traum und Ziel der jungen Aktivisten: Das Wiedererlangen der Eigenstaatlichkeit, die Loslösung der ukrainisch besiedelten Gebiete (Ostgalizien, Wolhynien) aus dem polnischen Staat.
Mit Anfang zwanzig war Bandera schon wichtiger Mann der OUN, hatte sich dem bewaffneten „nationalen Befreiungskampf“ verschrieben. Kein Denker, kein großer Redner, ein Mann der Tat: Radikal, kompromisslos, opferbereit. Er war 25 als er verhaftet, zunächst zum Tode, dann zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt wurde – als Drahtzieher der Ermordung des polnischen Innenministers, umgebracht wegen seiner repressiven Maßnahmen gegen die ukrainische Nationalistenbewegung. Seinen Prozess nutzte der junge Bandera als große Bühne. Standhaft weigerte er sich im Gerichtssaal polnisch zu sprechen und beantwortete alle Fragen auf ukrainisch – weshalb er wiederholt des Saales verwiesen wurde.
mit der Zerschlagung Polens durch den Hitler-Stalin-Pakt 1939 kommt er wieder auf freien Fuß, neuer Hauptfeind: die Sowjetunion zu deren Territorium die Westukraine nun zählte
Bandera gehörte dem radikalen Flügel der OUN an. Aufgrund von Differenzen zwischen Bandera und dem Anführer der OUN, Andrij Melnyk, kam es 1940 schließlich zur Spaltung der OUN in eine konservative OUN-M unter der Führung von Andrij Melnyk und eine revolutionäre OUN-B unter der Leitung Banderas.
Als die deutsche Wehrmacht im Juni 1941 in die Sowjetunion einmarschierte, marschierten in ihrem Rücken auch die – von Wehrmacht und Abwehr (aus-)gebildeten – ukrainischen Bataillone „Nachtigall“ und „Roland“. Bandera sah in ihnen den Nukleus einer ukrainischen Armee, unabdingbar für die Unabhängigkeit. Nach dem Einmarsch in Lwiw proklamierten die Ukrainer eigenmächtig ihre Unabhängigkeit. Die Deutschen lösten, an einer unabhängigen Ukraine überhaupt nicht interessiert, die ukrainischen Batallione augenblicklich auf, Bandera-Anhänger wurden exekutiert. Bandera selbst kam in den Zellenbau des KZ Sachsenhausen. Am 25. September 1944 wurde er aus der Haft entlassen. Als Führer der UPA (Ukrainische Aufständische Armee) kämpfte er mit deutschen Waffen versorgt gegen die Deutschen und dann wieder gegen die Sowjet-Armee, gegen sowjetische Partisanen und gegen Einheiten beider polnischen Untergrundarmeen für die ukrainische Unabhängigkeit. Die hochorganisierte und schlagkräftige Untergrundarmee focht unter Führung von Banderas frühem Mitstreiter Roman Schuchewytsch ab 1942 einen blutigen, aussichtslosen Krieg an vielen Fronten.
Im Herbst 1946 flüchtete Bandera über Österreich nach München, wo er sich unter einem falschen Namen jahrelang vor dem sowjetischen Geheimdienst KGB versteckte, da er in der Sowjetunion wegen seiner antisowjetischen Aktionen in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war.
Am 15. Oktober 1959 wurde Bandera vom KGB Agent Bohdan Staschynskij mit einer Blausäurepistole in seinem Hauseingang ermordet. Am 20. Oktober wurde er auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt.