Ukrainischer Blumenkranz

"Ukrainisches Mädchen" Mykola Ratschkov, 2.Hälfte 19.Jh.

Ukrainischer Kopfschmuck

 

Der Blumenkranz ist bereits seit alten Zeiten nicht nur die einfachste, keine Kosten verursachende, sondern auch die schönste und ausgesuchteste Zierde für den Kopf.

Darüberhinaus dienten diese Kränze über Jahrhunderte auch als Amulette und Träger geheimer Botschaften. Sie waren ebenfalls erforderliche Attribute an heidnischen slawischen Feiertagen.

In der Ukraine wird der Kranz auch  "Heiler der Seele" genannt, weil geglaubt wird, dass ein Kranz aus Blumen oder duftenden Kräutern  Schmerzen lindern, Kraft geben, beruhigen aber auch wecken kann.

Nicht umsonst zählt der Blumenkranz mit Schleifen als der nationale Kopfschmuck ukrainischer Frauen.

 

Nach den Regeln sind in diesen Kranz zwölf Blumen und Kräuter zu flechten, von denen jede etwas symbolisiert:

Malve, Viburnum, Kraut der Unsterblichkeit, Schafgarbe, Vergissmeinnicht, Ringelblumen, Immergrün, Liebstöckel, Kornblume, Kamille, Mohn und Hopfen.

Zum Beispiel war die Kamille ein Symbol jungfräuliche Reinheit, die Kornblume und Liebstöckel, die in der Regel in der Nähe miteinander verflochten sind, bedeuteten Treue. Das Kraut der Unsterblichkeit vertrat die ewige Gesundheit, die Schafgarbe Unbeugsamkeit, das Immergrün die Unsterblichkeit der Seele. 
Die Malve ist ein Symbol des Glaubens und der Hoffnung,  Viburnum bedeutete Gesundheit und unvergängliche Schönheit und der Hopfen stand für den Verstand und List.

Einzig die Farbe des Mohn bedeutete Trauer für die Toten, oder Gefallenen. In der Regel verflochten nur Wittwen oder oder Mädchen, deren Freier nicht aus dem Krieg zurück kamen diese in den Kranz.


Jedes Farbband mit welchem der Kranz dekoriert wurde hatte auch seine Bedeutung. Zum Beispiel war grün das Symbol der Schönheit und Jugend, und lila das der Weisheit, tiefrot sprach von der Aufrichtigkeit und Herzlichkeit des Mädchen und pink bedeutete, dass sie aus einer wohlhabenden Familie stammt.

Der Widerhall heidnischer Symbole waren gelb, was die Sonne symbolisierte, orange - Feuer, blau - das Symbol des Himmels und des Wassers, und braun das der Erde und Symbol der Krankenpflege.

Darüber hinaus hat jeder Kranz  auch seine eigene Bedeutung. Zum Beispiel, wenn ein Jüngling einem Mädchen gefiel, er sich aber selber nicht beeilte ihr seine Liebe zu gestehen, webte sie ihm einen "Kranz der Hoffnung" und setzte ihm diesen beim nächsten Fest auf den Kopf. Dieser Kranz wurde aus  Kornblumen und Feldmohn geflochten und es wurde angenommen, dass dies die Unentschlossenheit zu überwinden hilft.

In den "Mädchenkranz" wurden Gänseblümchen und Kornblumen geflochten, der "Kranz der Liebe "bestand hauptsächlich aus Gänseblümchen, und dazwischengeflochtenem Hopfen als Zeichen dafür, dass das Mädchen ist nicht nur schön, sondern auch klug war. In die Mitte des Kranzes gehörte  war es immer auch noch eine Traube blühenden Schneeballs.

Verheiratete Frauen und Mädchen, welche schon verlobt waren, flochten sich und ihren Geliebten  Kränze aus Kornblumen und Liebstöckel. Diese wurden "Kranz der Treue" genannt. Und wenn eine Frau  zu dem Fest mit Rosen und grünen Blättern im Kranz kam, verstand jeder, dass das Erstgeborene geboren war.

Der erste Kranz, flocht die  ihrer Tochter flocht, wenn das dritte Lebensjahr vollendet war.  Grundlage dieses Kranzes waren Gänseblümchen, nicht nur als ein Symbol der Liebe, sondern auch als Verkörperung der Jugend, Güte und Zärtlichkeit. Die Mutter, welche der Tochter den  Kranz aufsetzte, ermahnte diese dabei, ihre Ehre zu hüten und  einen klaren Kopf und klare Gedanken zu behalten.

Und es gab "Kränze der Trennung", die den Jungen und Männern, die in den Krieg oder zur Arbeit in die Ferne gingen, geschenkt wurden.  Basis für diese Kränze war die Primel als Symbol der Zerbrechlichkeit und das Heidekraut, als Symbol der Einsamkeit.

In volkstümlichen Traditionen wurde mit Blumenkränzen auch Wahrsagerei betrieben.  Geflochtene Kränze wurden in den Fluss geworfen und die Mädchen erdachten sich den Wunsch nach Ehe.

Aber auch in den alten Zeiten gab es eine Art Schönheitswettbewerb. Aus der letzte Garbe wurde eine Kranz geflochten, mit Bändern geschmückt und der schönsten Frau des Dorfes gereicht. Mit Liedern und Tänzen wurde die gewählte Schönheit von den Dorfbewohnern vom Feld wieder nach Hause geführt. Es war das Zeichen für das Ende der Ernte.

Doch selbst Kränze aus Apfelzweigen wurden geflochten. Wenn sich ein Mädchen zum Fest der Afelblüte solch einen einen Kranz flechtete, dann wird sie im nächsten Jahr sicher heiraten. Auch wurden Kränze mit weißen Lilien, als  Symbol der Reinheit, geflochten. Diese Kränze wurden aber nur zu zwei Gelegenheiten geflochten. Wenn ein Mädchen in ein Kloster ging oder wenn sie starb.

Eine andere Art von Kränze sind Kränze aus Kräutern und blühenden Pflanzen. Die meisten Kräuter sind während der Blütezeit, die fast immer auf den Feiertag von Ivan Kupala fällt, geerntet. Darüber hinaus wurden diese Kräuter ohne Bekleidung geerntet, damit die Kleidung nicht ihre magischen Kräfte wegnehmen, und vorher flochten sie sich Kränze aus diesen Blumen und Kräutern, als wollten sie die Worte Mowgli gebrauchen: Du und ich das gleiche Blut haben ...

In diese  Kränze wurden Immergrün, Majoran, Beifuß, Thymian, Estragon, Minze, Ringelblumen und Gänseblümchen verflochten. Im Anschluss wurde aus den gesammelten Kräuter  Absud, Tinkturen und Pulver zubereitet. Ein Kranz hielt ein  Jahre. Historiker bekräftigen, dass mehr als 70 Arten von rituellen, traditionellen und magischen Kränzen, sowie Kränze des Jahresalufes bekannt sind.

Ukrainischer Blumenkranz in der Malerei